Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) sind einer der Megatrends im Gesundheitssektor. Wie ein Anfang des Jahres in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Drug Discovery“ veröffentlichter Artikel zeigt, haben Unternehmen 2023 in diesem Bereich erheblich investiert. Neben einer der größten Biotech-Überahmen von Seagen durch Pfizer (Volumen 43 Mrd. USD), sorgte im vergangenen Jahr auch der Kauf von Immunogen durch Abbvie für 10,1 Mrd. USD für Furore. 2024 geht diese Entwicklung weiter: Vor wenigen Wochen bezahlte Roche 50 Mio. USD, um mit dem chinesischen ADC-Spezialisten MediLink Therapeutics zusammenarbeiten zu können. Auch BioNTech kooperiert mit den Chinesen. Doch was sind ADCs überhaupt und warum sind sie so gefragt?
Blockbuster-Potenzial? Studie zeigt: AccuTOX™ kann noch mehr als gedacht
auf 326,4 Mrd.USD. Das sind die Markterwartungen für Chemotherapeutika laut Statista bis 2027.
ADCs sind Biopharmazeutika, bei denen ein Wirkstoff einen Antikörper vereinfacht gesprochen Huckepack nimmt. Auf diese Weise sollen Wirkstoffe zusätzlich auch eine spezifische Immunantwort auslösen. ADCs gelten landläufig auch als Wirkstoffverstärker. In diesem Bereich seit Jahren tätig ist das kanadische Biotech-Unternehmen Defence Therapeutics mit seiner patentierten Accum™-Technologie. Accum™ besitzt die Eigenschaft, den Zelltransport sämtlicher Wirkstoffe zu vereinfachen. Schon heute kooperiert Defence Therapeutics mit dem französischen Nuklearmedizin-Konzern Orano. Zusätzlich sind zahlreiche andere Anwendungsfälle denkbar. Weit fortgeschritten sind etwa die Impfstoff-Projekte gegen Krebs – noch 2024 will Defence rund um seinen ARM-Impfstoff gegen etablierte Tumore eine Phase-1-Studien einleiten. Die jüngste Errungenschaft betrifft jedoch das ebenfalls unmittelbar vor einer Phase-1-Studie stehende neuartige Chemotherapeutikum AccuTOX™.
Hier gelangen Defence Therapeutics in den vergangenen Monaten zahlreiche Fortschritte. Ursprünglich war AccuTOX™ als reines Chemotherapeutikum geplant. Die Beobachtung: Verabreicht man Accum™ in hochkonzentrierter Form, kann man Krebszellen damit so schädigen, dass sie absterben. Das Ergebnis: AccuTOX™ als eigenständige Technologie. Zusätzlich zu dieser Erkenntnis hat Defence Therapeutics jetzt in wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt, dass AccuTOX™ dazu in der Lage ist, mesenchymale Stammzellen (MSZ) in antigen-präsentierende Zellen umzuwandeln. Das weitet die Funktionsweise von AccuTOX™ deutlich aus und begünstigt auf verschiedenen Wegen eine Immunreaktion gegen Krebszellen. Das könnte dafür sorgen, dass AccuTOX™ auch vom Markt als potenzieller Blockbuster gesehen wird.
Gegenüber der Technologie in einem früheren Stadium, soll AccuTOX™ jetzt nur noch rund ein Zehntel des Proteins benötigen, um eine Immunreaktion auszulösen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Erstens sinkt die Gefahr von unerwünschten Reaktionen, zweitens dürften Kosten geringer ausfallen. Defence Therapeutics konnte zudem zeigen, dass die Kombination aus AccuTOX™ und einem Antigen (Tumor Lysate) zu einem langsameren Wachstum von Melanomen in Mäusen und höheren Überlebensraten führt. Insgesamt zeigen die neuesten Erkenntnisse, dass AccuTOX™ 48 verbesserte Eigenschaften gegen Krebs aufweist und gleichzeitig sämtliche positiven Eigenschaften des ursprünglichen Accum™-Moleküls behält. Hinzu kommt die synergistische Wirkung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren, was die Technologie äußerst flexibel und damit mit anderen Lösungen kombinierbar macht – allesamt Eigenschaften, die aufhorchen lassen.
Mehrere potenzielle Umsatzquellen machen Defence Therapeutics interessant
Die Studie über die neuen Erkenntnisse zu AccuTOX™ ist zwar noch nicht publiziert, Studiendesign und Argumentation aber überzeugen. Das bestätigte uns ein in der Krebsforschung tätiger unabhängiger Wissenschaftler, dem wir die Untersuchung bereits vorlegen konnten. Letztlich müsse sich AccuTOX™, wie jeder neue Wirkstoff, aber gegen bereits erprobte Ansätze durchsetzen. Dass dies jedoch gelingen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Insbesondere die jüngsten Erkenntnisse, wonach AccuTOX™ auch spezifische Immunreaktionen auslösen kann, unterscheidet die Technologie von althergebrachten Chemotherapeutika. Erst vor wenigen Monaten hat AccuTOX™ von der US-Zulassungsbehörde FDA die Erlaubnis für eine Phase-1-Studie erhalten. Für das komplizierte Antragsverfahren konnte man bereits im vergangenen Jahr die renommierte Uniklinik City of Hope aus dem Großraum Los Angeles gewinnen. Die Klinik, die jedes Jahr bis zu 50 Anträge an die FDA abgibt und für Spitzen-Medizin frei nach dem Motto „from bench to bedside" steht, soll auch die Phase-1-Studie zu Accum™ begleiten. Bevor es losgehen kann, muss die neueste Version des Wirkstoffs hergestellt werden. Aktuell leistet Defence Therapeutics dafür Vorarbeiten.
Mit seiner vielseitigen Accum™-Plattform und den neuesten Erkenntnissen zu AccuTOX™ ist Defence Therapeutics eine spannende Biotech-Wette. Das Unternehmen agiert genau in den Bereichen, in denen große Pharmakonzerne Fuß fassen möchten. Hinzu kommt, dass das Geschäftsmodell von Defence Therapeutics prädestiniert für Lizenzvereinbarungen ist. Ähnlich, wie man bereits mit Orano im Bereich der Nuklearmedizin zusammenarbeitet, könnten die Lösungen auf Basis von Accum™ auch anderen Biotech-Projekten wieder neuen Schwung geben. Selbst ehemals wegen zu hoher Toxizität gescheiterte Projekte könnten aufgrund der wirkstoffverstärkenden Eigenschaften von Accum™ eine zweite Chance bekommen.
Gründe für den Kursverfall
gibt das renommierte Krankenhaus City of Hope jedes Jahr ab.
Die Aktie kratzte vor etwas mehr als einem Jahr noch an der Marke von 4,85 CAD – heute handelt der Wert bei 1,97 CAD. Operative Gründe hat dieser Kursverfall nicht. Allein im vergangenen Jahr beantragte das Unternehmen gemeinsam mit einem renommierten Forschungskrankenhaus erfolgreich die Zulassung zur Phase-1-Studie bei der FDA, erreichte einen Meilenstein in der Zusammenarbeit mit Orano, meldete Erfolge in der Impfstoff-Forschung und zeigte, dass das Chemotherapeutikum AccuTOX™ noch viel mehr kann, als ursprünglich erwartet. Doch woher rührt dann der Kursverfall?
Defence Therapeutics agiert mit seinen Projekten trotz der Fortschritte in einem frühen Stadium. Bis zur Zulassung vergehen Jahre. Zugleich ist die Biotech-Forschung kostenintensiv. Dessen wurden sich Anleger im für Wachstumsunternehmen herausfordernden Jahr 2023 besonders bewusst. Vor einigen Wochen schloss Defence jedoch eine Finanzierungsrunde ab, zugleich nehmen die Übernahmeaktivitäten in der Biotech-Branche wieder Fahrt auf – ausgerechnet in den Bereichen, in denen Defence Therapeutics überzeugende Lösungen bietet. Hinzu kommt die Aussicht auf sinkende Leitzinsen spätestens im zweiten Halbjahr, was Wachstumswerte in der Regel ebenfalls unterstützt.
Fazit: Comeback-Kandidat für spekulativ denkende Investoren
Angesichts des breiten Anwendungsspektrums von Accum™, der neuen Erkenntnisse zum Chemotherapeutikum AccuTOX™, das vorm klinischen Zulassungsverfahren steht und der aktuell moderaten Bewertung von rund 87 Mio. CAD, ist die Aktie ein Comeback-Kandidat in den Startlöchern. Selbst ein Übernahmeangebot eines großen Players kann nicht ausgeschlossen werden – große Konzerne könnten die weiteren Aktivitäten von Defence locker finanzieren und erhielten im Gegenzug ein flexibles Multi-Tool rund um die Themen Krebstherapie, mRNA und Vakzine. Auch markttechnisch zeigt sich Potenzial: Jenseits der Marke von 2 CAD könnte die Aktie Fahrt aufnehmen und den Abwärtstrend verlassen. Spekulativ denkende Investoren sollten sich den Wert vormerken.
Das Update erfolgt auf den initialen Report 12/2021